Die Nutzung digitaler Medien ist unabhängig von Bildung und wirtschaftlicher Situation ein selbstverständlicher Bestandteil im Alltag junger Menschen. Jugendliche und junge Erwachsene kombinieren verschiedene Medienarten und experimentieren zunehmend, um ihre individuellen Bedürfnisse an Unterhaltung und Information zu befriedigen. Diese Entwicklung prägt nachhaltig die digitale Partizipation Jugendlicher.
Jugendliche nutzen aktiv digitale Technologien und Plattformen wie TikTok, Facebook, Twitter und Instagram, um sich in politische und gesellschaftliche Prozesse einzubringen. Digitale Medien durchdringen alle Lebensbereiche junger Menschen, die sich über digitale Kanäle austauschen und an gesellschaftlichen Diskussionen teilnehmen. Während der Pandemie wurden virtuelle Treffen besonders wichtig, was die Relevanz der Jugendbeteiligung online weiter verstärkte.
Die digitalen Medien bieten dabei nicht nur neue Möglichkeiten der Mitbestimmung, sondern prägen auch die Art und Weise, wie Jugendliche sich informieren und kommunizieren. Durch digitale Demokratie Jugendlicher entsteht eine Plattform, auf der junge Menschen eigenverantwortlich handeln und lernen können. Projekte wie „jugend.beteiligen.jetzt“ und „Ich mache > Politik“ haben gezeigt, dass digitale Formate eine aktive gesellschaftliche Mitbestimmung ermöglichen, die ohne digitale Medien kaum möglich wäre.
Definition der digitalen Partizipation
Digitale Partizipation beinhaltet die Nutzung digitaler Medien durch Jugendliche zur aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Die Bedeutung digitale Mitbestimmung wird durch den Einsatz von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) deutlich, die den Zugang zu partizipatorischen Prozessen ermöglichen.
Was bedeutet es konkret?
Im Vergleich zur traditionellen Partizipation ermöglichen digitale Plattformen eine direktere und schnellere Beteiligung, ohne physische Anwesenheit. Jugendliche können durch Online Beteiligung eigene Inhalte produzieren, Diskussionen anstoßen und sich an Debatten beteiligen. Historisch betrachtet, sind digitale IKT relativ neu und ihre Entwicklung ist in verschiedene Phasen unterteilt:
- 1985–1995: Die frühen Netzwerkutopien
- 1995–2005: Remediation
- 2005–2015: Kontrollverlust
- 2015–2025: Das Neue Spiel
- 2025–2035: Restrukturierung
In Bezug auf digitale Partizipation zeigt sich eine deutliche Unterscheidung zwischen den primitiven Formaten des Web 1.0 in den späten 1990er-Jahren und den interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0 seit den 2000er-Jahren.
Unterschiede zur traditionellen Partizipation
Ein wesentlicher Unterschied zur traditionellen Partizipation liegt in der Barrierefreiheit und Geschwindigkeit digitaler Plattformen. Studien verdeutlichen, dass die Nutzung von digitalen Partizipationsangeboten stark von ökonomischen Ressourcen und digitalen Kompetenzen abhängt. Unterschiede in der Partizipation sind ebenfalls durch die digitale Spaltung gekennzeichnet, welche variiert stark innerhalb unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Trotz den Fortschritten gibt es in sozial benachteiligten Gruppen oft einen Mangel an barrierefreien Zugängen zu digitalen Beteiligungsangeboten. Normative Erwartungen beinhalten zudem die Erleichterung und Ausweitung gesellschaftlicher Teilhabe.
Bedeutung der digitalen Medien für Jugendliche
Digitale Medien sind aus dem Alltag der Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Sie dienen als Hauptinformationsquelle und spielen eine zentrale Rolle bei der sozialen Interaktion. Plattformen wie WhatsApp, Instagram und TikTok ermöglichen Jugendlichen den Austausch untereinander und das Teilen von Inhalten. Die Bedeutung der sozialen Medien erstreckt sich auch auf die politische Bildung und Meinungsbildung.
Zugang zu Informationen und Plattformen
Laut der Shell-Jugendstudie 2015 nutzen Jugendliche zunehmend Online-Petitionen, was auf eine größere Zugänglichkeit zu digitalen Partizipationsmöglichkeiten hinweist. Henry Jenkins stellte 2006 fest, dass digitale Medien eine Kultur der Partizipation schaffen, die sich von traditionellen, passiven Medienkonsum unterscheidet. Digitale Medien bieten Jugendlichen die Möglichkeit, auf eine Vielzahl von Informationen zuzugreifen und sich an Diskussionen zu beteiligen.
Der 15. Kinder- und Jugendbericht hebt hervor, dass sozial ungleiche Zugänge und problematische kommunikative Rahmenbedingungen Herausforderungen darstellen. So betonen Jugendforscher, dass jüngere Bevölkerungsschichten zwar mobilisiert werden, jedoch keine gleichwertige politische Revolution durch die digitalen Medien erzielt wird. Empirische Studien zeigen, dass Authentizität dabei eine wichtige Rolle spielt, da Jugendliche im Wettbewerb um Sichtbarkeit und Anerkennung stehen.
Soziale Netzwerke als Kommunikationsmittel
Soziale Netzwerke sind entscheidende Werkzeuge für die Mitwirkung Jugendlicher online. Untersuchungen von Schachtner und Duller (2014) zeigen, dass Jugendliche Praktiken der Identitätsbildung im Internet anwenden, insbesondere bei der Suche nach Geschlechtsidentität und der Darstellung verschiedener Selbstentwürfe auf sozialen Plattformen. Die zahlreichen Plattformen, die zur Kommunikation und Interaktion genutzt werden, darunter WhatsApp und Instagram, spielen eine Schlüsselrolle in ihrem täglichen Leben.
Die Bewegung Fridays for Future ist ein Beispiel für die wirkungsvolle Nutzung digitaler Plattformen zur politischen Mobilisierung. Dank der sozialen Netzwerke wurde es möglich, mehrere hunderttausend Teilnehmende in Deutschland zu erreichen und zu mobilisieren. Jugendliche bewerten auch die Rolle von informationsorientierten YouTuber*innen als wichtig für ihre politische Meinungsbildung und die Suche nach Informationen über aktuelle Ereignisse.
Chancen der digitalen Teilhabe
Die Chancen digitaler Partizipation eröffnen Jugendlichen nicht nur neue Möglichkeiten der Bildung und Meinungsäußerung, sondern fördern auch ihren Handlungsspielraum und ihre Selbstverantwortung. Im digitalen Raum können sie sich engagieren, lernen und ihre Stimme stärker zum Ausdruck bringen.
Eigenverantwortliches Handeln und Lernen
Digitale Medien bieten Jugendlichen eine Plattform, durch die sie eigenverantwortlich Themen initiieren und ihre eigenen Lernprozesse steuern können. Laut einer Studie verbringen 9- bis 17-Jährige im Durchschnitt 2,4 Stunden täglich online, was ihnen zahlreiche Möglichkeiten eröffnet, um sich zu informieren und zu bilden. Dabei spielt das eigenverantwortliche Handeln Jugendlicher eine entscheidende Rolle. Die digitale Partizipation stärkt das selbstorganisierte Lernen und fördert kritisches Denken.
Verstärkung der individuellen Stimme
Die digitale Welt ermöglicht es Jugendlichen, ihre individuelle Stimme zu verstärken und ihre Anliegen öffentlich zu teilen. Zum Beispiel haben 69 Prozent der Jugendlichen in der letzten Woche Fernsehnachrichten rezipiert und 40 Prozent haben Nachrichten über soziale Netzwerke genutzt. Diese Plattformen bieten eine einzigartige Gelegenheit, um sich politisch zu engagieren und gesellschaftliche Prozesse mitzugestalten. Aktionen wie „Fridays for Future“ zeigen, wie 83 Prozent der Jugendlichen davon gehört haben und 46 Prozent weitere Informationen online gesucht haben. Digitale Plattformen sind somit ein wichtiger Hebel zur Partizipation und Meinungsbildung der Jugend.
Herausforderungen im digitalen Raum
Trotz der vielfältigen Möglichkeiten, die das Internet bietet, sind auch die Risiken digitaler Partizipation nicht zu unterschätzen. Besonders Jugendliche müssen sich mit Herausforderungen wie Cyber-Mobbing und Datenschutzfragen auseinandersetzen. Diese Probleme können die Vorteile der digitalen Teilhabe stark einschränken und wirken sich negativ auf das Wohlbefinden aus.
Risiken der Cyber-Mobbing und Datenschutz
Die zunehmende Nutzung des Internets ab einem Alter von 12 bis 13 Jahren (KIM-Studie, 2018) bringt auch eine höhere Gefahr von Cyber-Mobbing mit sich. Fast jeder Jugendliche besitzt ein Smartphone (97 Prozent laut JIM-Studie, 2018), was die ständige Erreichbarkeit erhöht und die Wahrscheinlichkeit von Cyber-Mobbing vergrößert. Schutzmaßnahmen für den Datenschutz Jugendliche sind daher essenziell, um sicherzustellen, dass sensible Daten nicht in falsche Hände geraten.
Überforderung durch digitale Angebote
Die Fülle an digitalen Angeboten kann für Jugendliche überwältigend sein. Kommunikation, Unterhaltung und Informationssuche machen den Großteil ihrer Internetnutzung aus. Ohne ausreichende mediale Kompetenz und Unterstützung besteht die Gefahr der Überforderung. Diese Herausforderung kann dazu führen, dass Jugendliche die positiven Aspekte der digitalen Partizipation nicht voll ausschöpfen können. Daher ist es wichtig, dass Bildungsinstitutionen und Eltern dabei helfen, mediale Kompetenzen aufzubauen.
Ansätze zur Förderung der digitalen Partizipation
In Deutschland gibt es zahlreiche Projekte und Initiativen, die darauf abzielen, die digitale Partizipation von Jugendlichen zu fördern. Diese Förderungsinitiativen sind entscheidend, um die Zugänglichkeit und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien zu verbessern. Angesichts der bedeutenden Rolle, die digitale Medien für die Entwicklung von Werten und Normen bei Jugendlichen spielen, sind solche Projekte von hoher Relevanz.
Projekte und Initiativen in Deutschland
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Initiative ist das Kooperationsprojekt „jugend.beteiligen.jetzt“, das seit 2014 aktiv ist. Ziel ist es, digitale Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche zu fördern. Hierbei werden technische Medien wie Smartphones und Kameradrohnen genutzt, um die gesellschaftliche Teilhabe zu erweitern. Diese Projekte helfen Jugendlichen, ihre Stimme zu verstärken und sich eigenverantwortlich an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen.
Bildungseinrichtungen und ihre Verantwortung
Bildungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung digitaler Partizipation. Sie tragen die Verantwortung, die notwendigen digitalen Kompetenzen zu vermitteln. In Schulen und Hochschulen werden immer mehr Digitalwerkstätten und Online-Plattformen zur Schulumgestaltung eingeführt, um den Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien zu erleichtern. Dies ist besonders wichtig, da der fehlende Internetzugang und mangelnde Kompetenzen erhebliche Formen von Ungleichheit darstellen können.
Projekte und Bildungsmaßnahmen zielen darauf ab, die Risiken im Umgang mit digitalen Medien zu verringern und gleichzeitig die Chancen und Möglichkeiten zu erhöhen. Es ist essentiell, dass pädagogische Fachkräfte und Eltern die Jugendlichen medienkompetent begleiten, um eine nachhaltige und inklusive digitale Bildung zu gewährleisten.
Ausblick auf die Zukunft der digitalen Partizipation
Der technologische Fortschritt wird weiterhin einen großen Einfluss auf die Art und Weise haben, wie Jugendliche partizipieren können. Insbesondere digitale Medien und Plattformen bieten neue Möglichkeiten zur Teilhabe und Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse. Welche Auswirkungen dies im Einzelnen haben kann und welche Rolle Jugendliche dabei übernehmen, soll in diesem Abschnitt beleuchtet werden.
Technologischer Fortschritt und seine Auswirkungen
Technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und die zunehmende Vernetzung durch das Internet der Dinge (IoT) verändern die digitale Landschaft rapide. Laut der KIM-Studie 2019 wird der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen regelmäßig erhoben, um Veränderungen im Medienverhalten zu verfolgen. Diese technischen Fortschritte haben nicht nur Einfluss auf die Art und Weise, wie Informationen konsumiert werden, sondern auch auf die Möglichkeiten, sich digital zu beteiligen.
Während der Covid-19-Krise, wie die JIM-Studie 2020 zeigt, konnten Jugendliche durch digitale Medien ihre Freizeit gestalten und Lernprozesse aufrecht erhalten. Auch im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 zeigte sich, wie Kulturschaffende Plattformen wie Social Media nutzten, um Gemeinschaftsgefühl und Kreativität zu fördern. Der Einfluss technologischen Fortschritts wird somit deutlich, wenn man die engagierte Nutzung digitaler Medien im Alltag der Jugendlichen betrachtet.
Die Rolle von Jugendlichen bei der Gestaltung der digitalen Welt
Jugendliche spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Gestaltung der digitalen Welt. Sie sind nicht nur Konsumenten, sondern auch aktive Gestalter von Inhalten und Meinungen in sozialen Netzwerken. Der Zukunft digitaler Partizipation gehört ihnen, da immer mehr Jugendliche Plattformen zur Meinungsäußerung und Beteiligung nutzen. Initiativen wie das multilaterale Kooperationsprojekt youthpart zeigen, dass innovative Partizipationsverfahren entwickelt werden können, um jugendspezifische Anliegen besser zu integrieren.
Es ist entscheidend, dass Bildungseinrichtungen diese Entwicklungen erkennen und entsprechend handeln. Laut Knox (2019) müssen technische und marktbezogene Aspekte der Digitalisierung in Bildungsfragen berücksichtigt werden, um nachhaltige digitale Bildung zu gewährleisten. Insgesamt bieten die technologischen Fortschritte enorme Chancen für die Teilhabe und Mitgestaltung durch Jugendliche, es bedarf jedoch einer umfassenden Unterstützung durch Bildung und Politik, um diese Potenziale voll auszuschöpfen.